Journal

Notizbuch mit Füller

Dieses Journal ist öffentliche Theologie im Sinne eines digitalen theologischen Tagebuchs (frz. journal) – und zugleich ein Versuch tagesaktueller, d.h. journalistischer Theologie (von frz. jour = der Tag): Rede von Gott in den Zeichen dieser Zeit. Mehr kann man von einem Theologen nicht erwarten. Aber auch nicht weniger.

Fitnesstheologie

Wenn man als Theologe über die Fitnessszene schreibt (so wie ich vor kurzem), dann wird da schnell eine Interviewanfrage daraus. Hier die ungekürzte Langfassung eines Gesprächs mit Katholisch.de: Warum ist McFIT ein theologischer Ort? Sport und Spiritualität – wie geht das zusammen? Und: Braucht es eine eigene Fitnesspastoral?

Burg Schreckenstein

Burg Schreckenstein ist ein Traum von Schule: Freiheit, Freundschaft, Abenteuer. Und jede Menge Spaß in einer alten Ritterburg. Eine reformpädagogische ‘Laborschule’ der besonderen Art. Oliver Hassencamps vielbändige, nicht nur von mir begeistert gelesene Jugendbuchreihe wird in diesem Jahr stolze 65 Jahre alt. Ist Burg Schreckenstein damit pensionsreif? Ich denke, dass es noch zu früh für’s Altenteil ist…

250 Jahre Pastoraltheologie

Das theologische Fach Pastoraltheologie wurde am 1. August 1774 als Universitätsdisziplin eingerichtet – ein sehr lebhaftes Kind der Aufklärung, an dessen Wiege eine katholische Monarchin stand: Kaiserin Maria Theresia von Österreich. Eine theologische Liebeserklärung zum Geburtstag!

Improtheater

Die eine war in einer Höhle, die andere in einem Raumschiff – und beide befanden sich am selben Platz. Improtheater als ein theologischer Ort, an dem etwas vom alltäglichen Weltensurfen einer Gesellschaft multipler Gegenwarten aufscheint. Gespiegelte Räume: Macht Spaß – und ist erkenntnisreich!

Laudatio auf Hans-Joachim Sander

„Verneinender Geist – eine anderstheologische Spur ins Leben?” Unter diesem Titel habe ich am 6. Juli 2024 eine Laudatio auf einen ‚Michel Foucault der Theologie’ gehalten: Hans-Joachim Sander. Biografisch verortete Begegnungen mit einer kreativen, heterotopen und widerständigen Theologie.

Gott am Kneipentresen

Es dürfte nicht viele Orden geben, die in einer Kneipe gegründet wurden. Zumindest beim Dominikaner:innenorden ist jedoch genau das der Fall. Sein Gründungsnarrativ führt an den Kneipentresen eines häretischen Gastwirts in Toulouse. Dominikus habe ihn in nur einer Nacht bekehrt. Was bei dieser Geschichte allerdings meist nicht miterzählt wird, ist ihr zweiter Teil: dass Dominikus nämlich von diesem Tag an als Wanderprediger lebte. Eine doppelte Bekehrung: des Gastwirts zum Glauben der Kirche und des Dominikus zum Leben des Evangeliums. Mission ist keine Einbahnstraße!

Rolf Zerfaß

Rolf Zerfaß wäre heute 90 Jahre alt geworden. Er war nicht nur einer der bedeutendsten Pastoraltheologen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, sondern auch einer meiner wichtigsten theologischen Lehrer. Er hat das Fach geprägt wie kein anderer. Seine Bücher „Menschliche Seelsorge“, „Grundkurs Predigt“ und „Lebensnerv Caritas“ waren Besteller, sein „Handlungstheoretischer Regelkreis“ von 1974 darf in keiner Einführungsvorlesung fehlen. Selbst seine frühen Texte haben noch immer eine erstaunliche Frische. Darin klingt nicht nur – ebenso kraftvoll wie leichtfüßig – der originale Rolf-Zerfaß-Sound hindurch, sie sind auch eine bleibend inspirierende Erinnerung an die Zukunft von Theologie und Kirche.

Karl Rahner – zeitgenössisch weitergedacht

Alltag, Geheimnis und Anonymität: diese drei Begriffe Rahners scheinen mir für ein kreatives Fortschreiben seiner Theologie heute – 120 Jahre nach seiner Geburt und 40 Jahre nach seinem Tod – wichtig zu sein. Im Alltag unserer späten Moderne ist Gott vor allem als ein unendliches Geheimnis erfahrbar, dessen wesentliche Eigenschaft in seiner Anonymität, d.h. in seiner Namenlosigkeit besteht. Es ist vor allem dieser spirituelle, mystagogische und radikale Grundzug von Rahners Theologie, der ihr mit Blick auf das heutige Lebensgefühl eine überraschende Aktualität verleiht.

Nie wieder

Am 16. März 1945 wurde meine Heimatstadt Würzburg fast komplett zerstört. Von diesem Tag ausgehend, zieht sich eine Spur der Erinnerung an den Nationalsozialismus durch mein bisheriges Leben: von meinem ersten Schulreferat („Faschismustheorien”) damals in Würzburg bis zum Lichtermeer („Demokratie verteidigen”) heute in Innsbruck. In jedem Fall gilt, damals wie heute: Nie wieder!

Karl Rahner – biografisch entdeckt

Lange Zeit hatte ich die für einen Theologieprofessor wohl schönste Dienstadresse der Welt: Karl-Rahner-Platz 1. Anlässlich des 120. Geburtstags und 40. Todestags von Karl Rahner SJ (1904-1984) möchte ich an diesen vermutlich wichtigsten katholischen Theologen deutscher Sprache im vergangenen Jahrhundert erinnern. Dabei berichte ich zunächst in einem ersten Teil von biografischen Entdeckungszusammenhängen, in denen sich Rahner für mich als ein echter ‚Vademecum‘-Theologe erwiesen hat: als einer, der mitgeht und auf jeder einzelnen Wegetappe etwas Wichtiges zu sagen hat. Und den es sich kreativ weiterzudenken lohnt.

Theologie eines Löffelschnitzers

In einem anderen Leben würde ich gerne in einer Fahrradwerkstatt oder als Tischler oder Winzer arbeiten – irgendetwas jedenfalls, wo man am Ende eines langen Arbeitstages ein konkretes Ergebnis sieht. In diesem Beitrag erkunde ich mit Nikolaus von Kues die faszinierende ‚Leutetheologie’ eines spätmittelalterlichen Löffelschnitzers. Eine Erinnerung an die Zukunft der Theologie!

Rechtsextremismus

Am Freitag auf der „Demo gegen rechts” in Innsbruck war der Landhausplatz nicht einmal halb gefüllt (drei Wochen zuvor demonstrierten dort noch über 3.000 Menschen). Am Samstag hat mein Sohn seine „Vorwissenschaftliche Arbeit” (VWA) zu „Antonio Gramsci und die Neue Rechte” eingereicht. Und am Sonntag war dann eine exzellente Österreich-Analyse auf Spiegel Online zu lesen. Alle drei Dinge haben mit dem zu tun, was Antonio Gramsci die „kulturelle Hegemonie“ nannte. Rechtsextreme versuchen, genau das zu erreichen…

Journalistische Theologie?

Dieses theologische Journal ist eine Kreuzung aus Tagebuch und Tageszeitung. Auch das französische Wort journal kann beides bedeuten (von frz. „le jour” = der Tag). Biografisch gedeutete Lebenszeit trifft in diesem Blog daher auf journalisisch gedeutete Weltzeit. Denn: Theologie muss man mit der Bibel in der einen und mit der Zeitung (oder dem Smartphone) in der anderen Hand betreiben.

Mitbrüder

Da war es wieder, das Wort „Mitbrüder” – ein Begriff aus dem Vokabular des Klerikalismus, der bei mir (und auch bei vielen anderen) so manche Knöpfe drückt. Darin wird ein auf toxische Weise männerbündischer Korpsgeist nicht weniger Priester sichtbar. Dieser ist mit einem klerikalen Distinktionsgewinn verbunden, den ich (wie viele andere) nicht mehr hinzunehmen und wegzustecken bereit bin. Der Begriff sollte schnellstmöglich auf die Liste kirchlicher Unworte gesetzt werden.

Wickie

Ein Handy klingelt im überfüllten Zug. Ein bezwingender Rhythmus. Meine Sitznachbarin und ich wechseln einen kurzen Blick. Ein wissendes Lächeln: Wickie. Und dann ertönt mitten im ICE tatsächlich unüberhörbar „Hey hey Wickie, hey Wickie hey, zieh fest das Segel ahaan…“

Semiotik

Die Zeitschrift für Pastoraltheologie ist eine feine Sache. Man bekommt dort frische, handgefertigte praktisch-theologische Diskursprodukte freihaus: sofort und kostenfrei zugänglich als digitale Open-Access-Publikation. Die vor kurzem veröffentlichte neueste Ausgabe der ZPTh widmet sich “Referenztheorien der Pastoraltheologie” – das Thema unseres letzten Symposions 2022 in Bochum.
Solange Pessoa

Solange Pessoa

Kurztrip nach Bregenz. Wieder einmal: Weite des Sees nach der Enge der Berge. Pfiffiges Vorarlberg. S’Ländle. Wieder essen in der Brasserie einer Freundin. Und auch wieder: Kunsthaus Bregenz. Diesmal mit einer fantastischen Ausstellung der brasilianischen Künstlerin Solange Pessoa (*1961 in Ferros).
Pappschild mit Aufschrift "Dinosaurier dachten auch sie hätten noch Zeit!"

Klimatheologie

Karl Rahner hat mit seiner anthropologischen Wende im 20. Jahrhundert die Theologie revolutioniert. Heute, in den Katastrophen des 21. Jahrhunderts, brauchen wir eine terrestrische (= erdbezogene) Wende der Theologie – einen fundamentalen „Material turn“ auch ihrer wissenschaftlichen Diskurse.
Wunderkerze bei Nacht

Silvester 2023

Und wieder geht ein Jahr zuende, in dem „Lebenszeit” auf „Weltzeit” (Hans Blumenberg) traf. Ein Jahr der geopolitischen Zeitenwende, das doch eigentlich ein Jahr der klimapolitischen Wendezeit hätte sein müssen. Kirchlich gesprochen ging es um den Scheideweg zwischen Klerikalismus und Synodalität. Die Krisen unserer Zeit haben sich auch in die persönlichen Erinnerungsbilder dieses Jahres eingeschrieben: Weltpolitik trifft Tschurtschenthalerstraße.
Feld bei Sonnenuntergang

Wintersonnenwende

Ich bin ein sonnenhungriger Mensch. Der Sommer ist auch für mich die „natürliche, die eigentlich normale Jahreszeit, so, wie es immer sein sollte, aber in unseren Breiten halt nur für ein paar Monate ist“ (Rainer Bucher). Alles andere ist existenziell begründungspflichtig. Deshalb ist das Schönste an Weihnachten für mich auch, dass die Tage von nun an wieder länger werden. Sukzessive: Mehr Licht. Irgendwann kann man dann wieder ohne Jacke aus dem Haus gehen – der beste Tag im Jahr!
Christian Bauer macht einen Luftsprung vor blauer Kachelwand

Warum diese Website?

Theo-Blog als diskursives Tagebuch. Öffentliche Theologie. Es ist mir wichtig, mit ‚meiner‘ Theologie im Netz präsent zu sein: auf der offiziellen Münsteraner Universitätshomepage, mit Posts auf Instagram (für die Jüngeren) und auf Facebook (für die Älteren), mit Erklärvideos zu Themen wie Genderfragen, Kirchendemokratie oder Heimatdiskursen sowie Interviews („Auf ein Bier mit…) mit nachdenklichen Snowboardprofis, protestierenden Ordensfrauen oder theologiestudierenden Kasinocroupiers auf Youtube („Theologie am Andersort”).