Improtheater

Die eine war in einer Höhle, die andere in einem Raumschiff – und beide befanden sich am selben Platz. Improtheater als ein theologischer Ort, an dem etwas vom alltäglichen Weltensurfen einer Gesellschaft multipler Gegenwarten aufscheint. Gespiegelte Räume: Macht Spaß – und ist erkenntnisreich!

Laudatio auf Hans-Joachim Sander

„Verneinender Geist – eine anderstheologische Spur ins Leben?” Unter diesem Titel habe ich am 6. Juli 2024 eine Laudatio auf einen ‚Michel Foucault der Theologie’ gehalten: Hans-Joachim Sander. Biografisch verortete Begegnungen mit einer kreativen, heterotopen und widerständigen Theologie.

Gott am Kneipentresen

Es dürfte nicht viele Orden geben, die in einer Kneipe gegründet wurden. Zumindest beim Dominikaner:innenorden ist jedoch genau das der Fall. Sein Gründungsnarrativ führt an den Kneipentresen eines häretischen Gastwirts in Toulouse. Dominikus habe ihn in nur einer Nacht bekehrt. Was bei dieser Geschichte allerdings meist nicht miterzählt wird, ist ihr zweiter Teil: dass Dominikus nämlich von diesem Tag an als Wanderprediger lebte. Eine doppelte Bekehrung: des Gastwirts zum Glauben der Kirche und des Dominikus zum Leben des Evangeliums. Mission ist keine Einbahnstraße!

Rolf Zerfaß

Rolf Zerfaß wäre heute 90 Jahre alt geworden. Er war nicht nur einer der bedeutendsten Pastoraltheologen nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil, sondern auch einer meiner wichtigsten theologischen Lehrer. Er hat das Fach geprägt wie kein anderer. Seine Bücher „Menschliche Seelsorge“, „Grundkurs Predigt“ und „Lebensnerv Caritas“ waren Besteller, sein „Handlungstheoretischer Regelkreis“ von 1974 darf in keiner Einführungsvorlesung fehlen. Selbst seine frühen Texte haben noch immer eine erstaunliche Frische. Darin klingt nicht nur – ebenso kraftvoll wie leichtfüßig – der originale Rolf-Zerfaß-Sound hindurch, sie sind auch eine bleibend inspirierende Erinnerung an die Zukunft von Theologie und Kirche.

Karl Rahner – zeitgenössisch weitergedacht

Alltag, Geheimnis und Anonymität: diese drei Begriffe Rahners scheinen mir für ein kreatives Fortschreiben seiner Theologie heute – 120 Jahre nach seiner Geburt und 40 Jahre nach seinem Tod – wichtig zu sein. Im Alltag unserer späten Moderne ist Gott vor allem als ein unendliches Geheimnis erfahrbar, dessen wesentliche Eigenschaft in seiner Anonymität, d.h. in seiner Namenlosigkeit besteht. Es ist vor allem dieser spirituelle, mystagogische und radikale Grundzug von Rahners Theologie, der ihr mit Blick auf das heutige Lebensgefühl eine überraschende Aktualität verleiht.

Nie wieder

Am 16. März 1945 wurde meine Heimatstadt Würzburg fast komplett zerstört. Von diesem Tag ausgehend, zieht sich eine Spur der Erinnerung an den Nationalsozialismus durch mein bisheriges Leben: von meinem ersten Schulreferat („Faschismustheorien”) damals in Würzburg bis zum Lichtermeer („Demokratie verteidigen”) heute in Innsbruck. In jedem Fall gilt, damals wie heute: Nie wieder!

Karl Rahner – biografisch entdeckt

Lange Zeit hatte ich die für einen Theologieprofessor wohl schönste Dienstadresse der Welt: Karl-Rahner-Platz 1. Anlässlich des 120. Geburtstags und 40. Todestags von Karl Rahner SJ (1904-1984) möchte ich an diesen vermutlich wichtigsten katholischen Theologen deutscher Sprache im vergangenen Jahrhundert erinnern. Dabei berichte ich zunächst in einem ersten Teil von biografischen Entdeckungszusammenhängen, in denen sich Rahner für mich als ein echter ‚Vademecum‘-Theologe erwiesen hat: als einer, der mitgeht und auf jeder einzelnen Wegetappe etwas Wichtiges zu sagen hat. Und den es sich kreativ weiterzudenken lohnt.

Theologie eines Löffelschnitzers

In einem anderen Leben würde ich gerne in einer Fahrradwerkstatt oder als Tischler oder Winzer arbeiten – irgendetwas jedenfalls, wo man am Ende eines langen Arbeitstages ein konkretes Ergebnis sieht. In diesem Beitrag erkunde ich mit Nikolaus von Kues die faszinierende ‚Leutetheologie’ eines spätmittelalterlichen Löffelschnitzers. Eine Erinnerung an die Zukunft der Theologie!

Rechtsextremismus

Am Freitag auf der „Demo gegen rechts” in Innsbruck war der Landhausplatz nicht einmal halb gefüllt (drei Wochen zuvor demonstrierten dort noch über 3.000 Menschen). Am Samstag hat mein Sohn seine „Vorwissenschaftliche Arbeit” (VWA) zu „Antonio Gramsci und die Neue Rechte” eingereicht. Und am Sonntag war dann eine exzellente Österreich-Analyse auf Spiegel Online zu lesen. Alle drei Dinge haben mit dem zu tun, was Antonio Gramsci die „kulturelle Hegemonie“ nannte. Rechtsextreme versuchen, genau das zu erreichen…

Journalistische Theologie?

Dieses theologische Journal ist eine Kreuzung aus Tagebuch und Tageszeitung. Auch das französische Wort journal kann beides bedeuten (von frz. „le jour” = der Tag). Biografisch gedeutete Lebenszeit trifft in diesem Blog daher auf journalisisch gedeutete Weltzeit. Denn: Theologie muss man mit der Bibel in der einen und mit der Zeitung (oder dem Smartphone) in der anderen Hand betreiben.

Mitbrüder

Da war es wieder, das Wort „Mitbrüder” – ein Begriff aus dem Vokabular des Klerikalismus, der bei mir (und auch bei vielen anderen) so manche Knöpfe drückt. Darin wird ein auf toxische Weise männerbündischer Korpsgeist nicht weniger Priester sichtbar. Dieser ist mit einem klerikalen Distinktionsgewinn verbunden, den ich (wie viele andere) nicht mehr hinzunehmen und wegzustecken bereit bin. Der Begriff sollte schnellstmöglich auf die Liste kirchlicher Unworte gesetzt werden.

Wickie

Ein Handy klingelt im überfüllten Zug. Ein bezwingender Rhythmus. Meine Sitznachbarin und ich wechseln einen kurzen Blick. Ein wissendes Lächeln: Wickie. Und dann ertönt mitten im ICE tatsächlich unüberhörbar „Hey hey Wickie, hey Wickie hey, zieh fest das Segel ahaan…“