Karl Rahner – zeitgenössisch weitergedacht

Alltag, Geheimnis und Anonymität: diese drei Begriffe Rahners scheinen mir für ein kreatives Fortschreiben seiner Theologie heute – 120 Jahre nach seiner Geburt und 40 Jahre nach seinem Tod – wichtig zu sein. Im Alltag unserer späten Moderne ist Gott vor allem als ein unendliches Geheimnis erfahrbar, dessen wesentliche Eigenschaft in seiner Anonymität, d.h. in seiner Namenlosigkeit besteht. Es ist vor allem dieser spirituelle, mystagogische und radikale Grundzug von Rahners Theologie, der ihr mit Blick auf das heutige Lebensgefühl eine überraschende Aktualität verleiht.

Karl Rahner – biografisch entdeckt

Lange Zeit hatte ich die für einen Theologieprofessor wohl schönste Dienstadresse der Welt: Karl-Rahner-Platz 1. Anlässlich des 120. Geburtstags und 40. Todestags von Karl Rahner SJ (1904-1984) möchte ich an diesen vermutlich wichtigsten katholischen Theologen deutscher Sprache im vergangenen Jahrhundert erinnern. Dabei berichte ich zunächst in einem ersten Teil von biografischen Entdeckungszusammenhängen, in denen sich Rahner für mich als ein echter ‚Vademecum‘-Theologe erwiesen hat: als einer, der mitgeht und auf jeder einzelnen Wegetappe etwas Wichtiges zu sagen hat. Und den es sich kreativ weiterzudenken lohnt.