Das Beitragsbild zeigt den Hl. Geist in der Taufkapelle meiner Heimatkirche St. Nikolaus in Würzburg-Gerbrunn. In diesem lichten Bau der Nachkriegsmoderne wurde ich nicht nur getauft, sondern am 23. November 1985 – also vor genau 40 Jahren – auch gefirmt. Mitten in den Untiefen der Pubertät hatte ich im Sommer zuvor im Zuge der Firmvorbereitung die schöpferische Lebenskraft des Evangeliums entdeckt. Aus dem ängstlichen, schüchternen und unsportlichen Kind wurde ein abenteuerlustiger Jugendlicher. Dabei habe ich nicht nur mich selbst, sondern auch in den christlichen Glauben gefunden – in der KJG und bei den Ministrant:innen, sonntags im Gottesdienst und werktags im Pfarrgemeinderat, morgens bei Frühschichten und abends auf Zeltlager.

Christwerden als Befreiungserfahrung: die eigene Welt wird weit und groß. Kirche als jesusbewegter Ort der Freiheit, an dem man das Haupt erheben und über sich hinauswachsen kann, wo man aufrecht gehen lernt und sich das Leben zum Guten wendet. Theologie studiert habe ich dann später, weil ich hauptamtlich am Lagerfeuer sitzen und die eigene Erfahrung auch anderen ermöglichen wollte. In dieser lebendigen Pfarrgemeinde am Würzburger Stadtrand habe ich damals Freund:innen fürs Leben gefunden: Christ:innen, mit denen man „Pferde stehlen, Kirchenbonzen stürzen und anderen heiligen oder unheiligen Schabernack treiben kann“ (Kurt Marti).
Mein persönliches Credo lautet seitdem:
„Mich umfingen die Fesseln des Todes und die Fluten des Verderbens erschreckten mich. In meiner Not rief ich zum Herrn. Er griff aus der Höhe herab und zog mich heraus aus gewaltigen Wassern. Er führte mich hinaus ins Weite, er befreite mich.“ (Psalm 18).
Sollte ich je nach einem lateinischen Wahlspruch suchen, wäre er meinem ‚Lebenspsalm‘ entnommen: Eduxit me in latitudinem – Er führte mich hinaus ins Weite.


