Was mich auch als Mitglied des Dritten Ordens der Dominikaner freut: Am 7. September 2025 wurde Pier Giorgio Frassati (1901-1925) heiliggesprochen. Die noch immer unübertroffen beste theologische Würdigung dieses früh verstorbenen Heiligen stammt von keinem Geringeren als Karl Rahner. Der Jesuit kannte den drei Jahre älteren, tiefgläubigen und zugleich höchst lebenslustigen Verlegersohn, Bergbaustudenten, Antifaschisten und Laiendominikaner, der sich im sozialen Einsatz in den Turiner Elendsvierteln mit Kinderlähmung infizierte und kurz darauf starb, von einem mehrwöchigen Besuch als Gaststudent bei seiner Familie in Freiburg/Breisgau:
„Was an ihm verblüffend war, war seine Reinheit, sein strahlender Frohsinn, seine Religiosität, die ‚Freiheit der Kinder Gottes‘ in Bezug auf allem Schönen in der Welt, sein Sozialsinn, sein Bewusstsein, das Leben und das Schicksal der Kirche mit anderen zu teilen. Aber am Überraschendsten war, dass all das in ihm so natürlich und herzlich spontan wirkte.
Wenn ich an die Jahre nach dem ersten Weltkrieg mit ihren ‚Aufbrüchen‘ […] in der Welt und in der Kirche zurückdenke […], dann gestehe ich freimütig, daß ich ihn damals für einen der vielen jungen Christen gehalten habe […], wie es deren viele gab […]: der reine, fröhliche, betende, für alles Freie und Schöne aufgeschlossene, von sozialem Verhältnis erfüllte, die Kirche und ihr Schicksal in seinem Herzen tragende junge Christ von jener heiteren und männlichen Selbstverständlichkeit (wie sie Frassati darstellte) ist des Preises auch dann würdig, wenn es deren viele gibt […].

Aber Frassati war mehr. Und das sollte der Leser aus dieser modernen Vita Sanctorum herauslesen. […] Leute seines Schlages gab es damals […] unter den jungen Christen in Deutschland, Frankreich und Italien viele. Aber ich glaube, es gab doch nicht viele, die aus einem solchen großbürgerlich-liberalen Milieu kamen […] und die doch so Christen wurden wie Frassati […]. […] Hier wird […] geheimnisvoll die Unableitbarkeit der Gnade Gottes spürbar: plötzlich ist wieder ein Christ da, wo Umgebung und Eltern meinten, so etwas sei bloße Vergangenheit. Und er ist fröhlich da, ohne Partei zu werden, die sich absetzt und heftig zu unterscheiden bemüht […]. […].
Wir alle damals waren sozial interessiert. […] Doch werden es auch damals wenig gewesen sein, die unter den Qualen des Todes […] an ihre Pflicht gegenüber der Not der Armen gedacht haben. Hier […] bekommt dieses so […] reiche, so fröhliche, fast heiter-ausgelassene Leben zu Pferd, auf Schiern, in den Bergen, mit Dante und anderen Dichtern, mit Kameraden und jungen Damen, mit Singen und wilden politischen Reden, mit Raufen mit der Polizei (und tausend anderen Schönheiten einer ‚goldenen Jugend‘) (mit Begeisterung hat er davon erzählt und die Fotos gezeigt) plötzlich eine Tiefe und einen Ernst […], die das Herz […] treffen.
Gott gibt nicht jedem die Gnade, in solcher Jugend zu sterben, in der noch alles die morgendliche Verheißung, Anfang ohne Fehl ist. Und nicht jeder frühe Tod ist die plötzliche Vollendung solchen Anfangs. Hier aber war […] ein Christ, der mit einer fast erschreckenden Selbstverständlichkeit […] sein Christentum lebte: betend, das Brot des Todes und des Lebens essend, seine Brüder liebend. […] [Wer] […] solchen ‚heldenhaften‘ Christen [begegnet, preise] [….] die Gnade Gottes und bitte Pier Giorgio Frassati […] um seine Fürsprache bei Gott.“
