Die Wahl von Papst Leo XIV. ist eine faustdicke Überraschung. Als Kandidat immer wieder genannt, war er gleichwohl kein Frontrunner der Buchmacher. Und doch erscheint seine Wahl als naheliegend, im Nachhinein fast schon logisch. Robert F. Prevost ist ein polyglotter Augustiner aus Chicago, der sehr lange in Peru lebte und als Präfekt der Bischofskongregation sogar Kurienerfahrung mitbringt. Menschen, die ihn aus seiner Zeit in Lateinamerika kennen, sprechen sehr positiv von ihm. Sie loben nicht nur seine Leitungskompetenz, sondern auch seine menschlichen Qualitäten als Zuhörer und Brückenbauer. Timothy Radcliffe OP: „The new pope is a peace maker.“
Auch die ersten medialen Überschriften stimmen zuversichtlich – und zwar nicht nur in weltpolitischer, sondern auch in innerkirchlicher Hinsicht: sanfter Löwe, Mann der Mitte, pragmatischer Reformer. Zum Synodalen Weg in Deutschland suchte er stets ein konstruktives, nicht konfrontatives Verhältnis. Der erste öffentliche Auftritt des neuen Papstes war in sympathischer Weise gewinnend. Weltgewandt und hochpolitisch. Zugleich jesusnah und mit Signalen an alle innerkirchlichen Lager. Rückkehr der Mozetta, aber mit schwarzen Schuhen. Kein Bruch mit Papst Franziskus. Das signalisiert bereits der Name: Bruder Leo war der treueste Gefährte des Hl. Franziskus. Augustinus zitiert der neue Papst in synodaler Weise: „Mit euch bin ich Christ, für euch Bischof.“
Aber auch in politischer Hinsicht ist diese Namenswahl (Leo = der Löwe) ein deutliches Signal: Nicht nur, weil sie an Papst Leo XIII., den Begründer der katholischen Soziallehre erinnert, sondern auch an Papst Leo den Großen, der den Hunnen furchtlos entgegentrat und Rom vor der Zerstörung rettete. Schon die ersten Worte des neuen Papstes waren eine klare Ansage an Politiker wie Donald Trump und Wladimir Putin. „Friede sei mit euch allen“ – diese Worte skizzieren bereits ein erstes Programm: Dialog suchen, Brücken bauen, Frieden stiften, Schwache stärken, synodal vorangehen. In der Spur von Papst Franziskus, aber zugleich geschmeidiger, weniger aneckend.
Das ist nicht gerade wenig angesichts der gegenwärtigen Polarisierungen von Kirche und Welt.
Eine gute Wahl?
Meine Einschätzungen im Umfeld des Konklaves:
Nachruf auf Papst Franziskus (Feinschwarz.net)
Selfies mit dem toten Papst? (Domradio)
Wie rechts ist der Kardinal-O-Mat? (ORF Fernsehen)
Vor dem Konklave (WDR Radio)
Nach dem Konklave (WDR Radio)
Nach dem Konklave (Website der Kath.-theol. Fakultät Münster)