Indien-Praktikum

Vor genau 25 Jahren war ich im Sommer 2000 während meines Studiums zu einem mehrmonatigen Praktikum in Indien. Zusammen mit einem Freund aus der KJG in Würzburg-Gerbrunn, der damals Medizin studierte und zeitgleich im Krankenhaus arbeitete, verbrachte ich es bei den Jesuiten von Shrirampur im indischen Bundestaat Maharashtra – ein paar Brocken Marathi spreche ich immer noch.

Am überraschendsten für mich war, wie schnell wir jenseits kultureller Barrieren Freund:innen fanden. Eine wichtige Rolle spielte für mich dabei die Eisenbahnbrücke von Shrirampur, wo ich viele Abende mit Raj, einem befreundeten jungen Lehrer, im Gespräch saß. Wir hatten uns bei meiner pastoralen Hauptaufgabe kennengelernt, dem Unterricht in einer katholischen „Elementary School“.

Abends bin ich dann meist mit dem Jesuiten Father Aba hinaus auf die Dörfer gefahren, um mit den Leuten dort nach einem langen Austausch die Eucharistie zu feiern – häufig mangels Strom im Schein von Öllampen und unter freiem Himmel. Dort durfte ich auch ein kleines Mädchen taufen. Die unfassbare Herzlichkeit dieser (vermeintlich) ‚einfachen‘ und oft sehr armen Menschen hat mich sehr berührt.

Zwischendurch haben wir auch immer wieder das Land erkundet – uns aber bewusst gegen eine Rundreise durch Indien entschieden. Wir haben nur Mumbai und Orte im District Pune besucht, um das dortige Leben möglichst wenig in der Perspektive von Touristen wahrzunehmen. Als Dank für unsere Arbeit haben die Jesuiten uns dann noch ein paar Tage in ihrem Retreat House Baga Beach in Goa geschenkt.

Diese Monate in Indien waren damals eine wichtige Erfahrung für mich. Ganz im Sinne der Begrüßungsworte von Noel Oliver SJ, die ich nie vergessen werde – und die auch ein ganz passables Motto meiner heutigen Existenz als Theologieprofessor abgeben könnten: „Don’t walk behind me, I am no leader. Don’t walk in front of me, I am no follower. Let’s walk side by side – together, we can learn.”