BVB-Fantasse

BVB-Fan-Tasse

Diese Tasse musste einfach sein. Ich hatte schon einmal eine BVB-Fantasse, ein Geschenk meiner Kinder. Aber die war nach einigen Jahren kaputtgegangen. Heute steht Tag für Tag eine neue auf meinem Schreibtisch. Sie erinnert nicht nur an phasenweise unfassbar guten, aufregenden und begeisternd kreativen Offensivfußball (es genügen die Namen von Spielern wie Lars Ricken, Sebastian Kehl oder Marco Reus bzw. von Trainern wie Jürgen Klopp oder Thomas Tuchel) in einem Wahnsinnsstadion („Gelbe Wand“!), sondern auch an die Kumpelmentalität des Ruhrgebiets, die mir so sympathisch ist – seine direkte, ungekünstelte und offene Art, die den Staub der Straße mit einem großen und weiten Herzen verbindet.

Tief im Westen

Ich mag Ruhrgebiet. Vor allem wegen seiner Menschen und ihrer riesigen Transformationsleistung nach dem Ende der Bergwerke und der Schwerindustrie. Herbert Grönemeyer hat die für alle Zeiten gültige Hymne dazu geschrieben (auch wenn er sich in Sachen Fußball leider irrt): „Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, ist es besser, viel besser, als man glaubt…“. Bochum und andere Städte sind zwar „keine Schönheit“ und „vor Arbeit ganz grau“ – aber eine „ehrliche Haut“, deren „Pulsschlag aus Stahl“ im Laufe der Jahrzehnte allerdings immer schwächer wurde. Ruhrgebiet: „Hart, aber Flair“ (Mickey Beisenherz).

Bereits 1961 hatte Willy Brandt hier gefordert: „Der Himmel über dem Ruhrgebiet muss wieder blau werden.“ Heute ist das weitgehend der Fall. Neues Leben wächst in alten Industrieruinen – auch im Ruhrbistum Essen, das nach dem Ende der pastoralen ‚Schwerindustrie‘ inzwischen als ein diözesanes Innovationslabor auch überregional kluge Köpfe anzieht. Neues Leben. Struppiges und erstaunlich vielfältiges Leben. Leon Goretzka über den unprätentiösen Anti-Rassismus seiner Heimat: „Ich bin ein Kind des Ruhrgebiets. Da antwortet man auf die Frage nach der Nationalität mit Schalke, Dortmund oder Bochum.“

Unterhaltsam, kämpferisch und offensiv

Aufgrund meiner Liebe zum Ruhrgebiet habe ich mir 2011 Dortmund-Scharnhorst als Ort für die theologische Feldforschung meines ursprünglichen Habilitationsprojekts ausgesucht. Hier wollte ich untersuchen, wo nachkonziliare Modellgemeinden der 1970er/80er Jahre (wie auch Frankfurt-Eschborn oder Wien-Machstraße) heute stehen. Und auch meine Entscheidung, einen Ruf nach Münster anzunehmen, war sicherlich positiv durch dessen Nähe zum Ruhrgebiet beeinflusst. Westfalen verbindet.

Am Anfang aber stand phasenweise unfassbar guter Fußball mit dem Markenkern „unterhaltsam, kämpferisch und offensiv“ (SZ). Und an den erinnert mich jeden Tag auf‘s Neue meine wunderbare schwarz-gelbe BVB-Tasse.

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Wer mehr wissen möchte:

Ich habe in der Herder-Korrespondenz einmal einen Beitrag über Fußball als theologischen Ort veröffentlicht. Und hier gibt es einen Film zum Thema.